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Bericht von der Ahmadiyya Muslim Jamaat e. V.

Zentrale für Deutschland

Genfer Strasse 11 – D-60437 Frankfurt am Main

 

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Verfasst von

Hadayatullah Hübsch

Sprecher der

Ahmadiyya Muslim Jamaat

In Deutschland e. V.

 

 

Rede anlässlich der Demonstration in Groß-Gerau gegen den Fragebogen für Muslime zur Einbürgerung in Baden-Württemberg und Hessen

 

 

Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen denen, die an den Islam glauben und denen, die nicht an den Islam glauben. Werte, die verbinden, Werte, die, wenn sie mit Leben erfüllt werden, Frieden und Freundschaften hervorbringen können. Aber es gibt auch unterschiedliche Auffassungen, unterschiedliche Vorstellungen von Moral und sozialem Verhalten. Indes sind sie, schaut man sie sich näher an, keineswegs von so schwerwiegender Gegensätzlichkeit, dass sie, ob in Deutschland oder anderswo, Hass und Feindschaft hervorrufen müssten. Im Heiligen Buch der Muslime, dem Koran, sagt Allah, dass Er die Menschen in ihren unterschiedlichen Rassen und Völkern hervorgebracht hat, damit sie einander kennen lernen mögen. Das heißt, dass sie voneinander lernen sollen. Die Vielfalt der Kulturen und Religionen dient also als Mittel zum Fortschritt. Und sie dient dazu, die Schönheit des jeweils andren schätzen und genießen zu lernen. Deswegen sagt Allah im Koran, dass die Menschen miteinander in Gutem wetteifern sollen.

Das ist vergleichbar mit sportlichem Wettkampf, in dem es nicht nur um Siege geht, sondern vor allem um das Üben und Erfahren innerer Größe, wie sie in Fairness und Anerkennung für die Leistungen des Gegners zum Vorschein kommen.

Sicherlich aber sind Moral und Werte, die den unterschiedlichen Religionen zu eigen sind und die meist gar nicht weit auseinander liegen, sondern gleich sind oder nur verschiedene Ausprägungen derselben Lehre sind und die selben Ziele vertreten, sicherlich sind also diese Weisheiten und Erkenntnisse der Religionen oft auch Gegenstand von Missverständnissen und falschen Interpretationen. Kein Buch der Welt ist davor geschützt, dass jemand, der Böses im Sinn hat, es nicht aus egoistischen Motiven heraus pervertiert und seine Schönheit in Hässlichkeit verkehrt. Derartige Perversionen, die aus Liebe Hass machen und aus Frieden Terror, haben immer wieder Angst hervorgerufen, und wir müssen sagen, berechtigte Angst. Aber es besteht kein Grund dafür, Angst vor dem wahren Islam zu haben. Der Prophet Mohammed sagte: Meine Religion ist auf Liebe gegründet. Wir sollten uns deswegen nicht von jenen einschüchtern lassen, die uns weismachen wollen, der Islam sei barbarisch, unmodern und ein Hindernis für den Fortschritt der Menschheit.

Wenn nun Gesetzgeber in Deutschland aus Angst davor, dass ein falsch verstandener Islam die guten Grundwerte unseres Landes bedroht, Maßnahmen ergreifen wollen, um unser Land vor Extremisten zu schützen, dann ist dagegen nicht einzuwenden. Das ist ein Recht jeden Staates. Aber wenn Politiker Politik und sozial Verhaltensweisen vermischen, dann ist das fanatisch. Wenn Muslime ihre Kinder vor Sittenlosigkeit schützen wollen, dann ist das nicht gegen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, sondern für das Grundgesetz. Wenn wir in Fragen der Sexualität für Keuschheit eintreten und Ausschweifungen uns nicht zu Eigen machen möchten, dann ist das kein Zeichen für Feindschaft gegenüber dem Westen, sondern in Übereinstimmung mit ungezählten Bürgern und Bürgerinnen in unserem Lande, die darin unsrer Meinung sind. Wenn uns Muslimen die Familie heilig ist und wir sie nicht um Geldes Willen aufs Spiel setzen wollen, dann trägt das zur Stabilität der Gesellschaft in Deutschland bei und nicht  zu ihrer Zerrüttung. Warum also will man unsere Natur, die dem Guten verpflichtet ist und zur Verbesserung der Lebensqualität in Deutschland dient, als Belastung für den Frieden hinstellen und als Grund dafür nehmen, das wir in Deutschland nicht die Rechte eines deutschen Bürger erhalten?

Gewiss haben irreführende Traditionen wie Zwangsheirat und so genannte Ehrenmorde die Öffentlichkeit beunruhigt. Aber nicht nur die Nicht-Muslime sind dadurch schockiert, sondern erst recht die Muslime. Denn der gute Namen des Islams wurde durch solche inhumanen Verhaltensweisen beschmutzt. Und der Prophet Mohammed hat sich ausdrücklich gegen solche Sitten ausgesprochen. Genauso, wie er die absolute Gleichwertigkeit von Mann und Frau gefordert und praktiziert hat. Denn der Koran; das Buch Allahs, hat durch Gesetz verkündet, dass Mann und Frau vollkommen gleichwertig sind. Warum also folgen die Politiker, die der Auffassung sind, der Islam sei nicht für die Würde des Menschen, für Gleichwertigkeit von Frau und Mann, für freie Wahl  des Ehepartners, für Gerechtigkeit durch Gerichte unseres Landes, warum also folgen Politiker nicht dem Koran und dem Beispiel des Propheten, wenn sie den Islam beurteilen?

Den Fragebogen, gegen den wir heute demonstrieren, ist würdelos und inhuman. Er ist ungerecht, unsozial und integrationsfeindlich. Er sieht auf uns Muslime respektlos herab. Er kritisiert, was jene, die ihn ausgearbeitet und für ihn im Parlament abgestimmt haben, nicht verstehen. Er schnüffelt in unserer Privatsphäre und macht uns nicht von vornherein zu Bürgern zweiter Klasse. Er verletzt und beleidigt uns. Er vertritt nicht das Land, das wir lieben gelernt haben, sondern zeigt ein hässliches Gesicht.

Wie gesagt, ich als Vertreter der Ahmadiyya Muslim Jamaat habe volles Verständnis dafür, wenn unser Staat Maßnahmen ergreift, um sich vor Terror und Terror-Planung zu schützen. Keine Freiheit den Feinden der Freiheit ist angebracht. Aber was unsere Auffassung von Sexualmoral, von sozialen Umgangsformen, von Lebenssinn und Lebensqualität mit Terror oder Verfassungsfeindlichkeit zu tun hat, möchten wir doch gerne einmal wissen. Wir wollen Frieden. Das besagt schon der Name unserer Religion, der Islam: Wir wollen friedlich arbeiten in diesem Lande und Freundschaften pflegen und gute nachbarschaftliche Beziehungen mit allen unterhalten. Und dies ist ganz im Sinne eines der größten deutschen Herrschers, dem Preußenkönig Friedrich der Große. Er sagte: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson (das heißt Lebensweise) selig werden“. Warum also sollen Muslime in Deutschland nicht nach ihrer Lebensweise selig werden dürfen, solange sie keine Verbrechen begehen? Es wird Zeit, dass die Politiker, die diesen unseligen Fragebogen befürworten, sich das fragen und sich zu Herzen nehmen, wenn wir Muslime sagen: Wir wollen Frieden, wir wollen Frieden, wir wollen Frieden.

 

Hadayatullah Hübsch