Dradio: Islamische Gemeinschaften, Sendung zum 04. Januar 2009, Aufnahme 23.
Dezember 2008
Autor und Sprecher: Taufiq N. Mempel
As-Salamu aleikum wa Rahmatullahi wa Barakatuhu Der Friede sei mit Ihnen, der
Segen und die Barmherzigkeit Gottes
Die großen Feiertage liegen hinter uns. Hinter unseren Familien, aber auch
hinter unseren Gemeinden. Ob Weihnachten, ob islamisches Opferfest während der
Zeit der Pilgerfahrt oder das jüdische Rosh ha-Schana – das Jahresende – alle
haben wir wieder gefeiert und uns gefreut.
Aber wie sieht es eigentlich in Familien und Gemeinden aus, die ein Familien-
oder Gemeindemitglied durch einen Todesfall verloren haben?
Es wird dann das erste Mal gewesen sein, dass die Familien zu ihren Hochfesten
zusammengesessen haben und der geliebte Mensch nicht mehr anwesend war.
Unumkehrbar und unerbittlich ist der Tod. An dieser Stelle muss ich an den
Koranvers denken inna lillahi wa inna ileihi ragiun – wahrlich wir sind Gottes,
und zurück kehren wir zu Ihm. Im Islam geht man von der Überzeugung aus, dass
im Falle des Todes nur der Körper seine Funktionen einstellt, die Seele aber in
Gott weiter lebt. Es heißt weiter im Koran, dass der Verstorbene einen großen
Schreck bekommt, dass er tatsächlich seinen Körper verlassen hat, und nun kein
Zurück mehr in diesen Körper und kein gewohnter Kontakt zu den Verwandten
möglich ist. Die Seele muss nun selbständig und Stufe um Stufe ihren Weg zum
Licht, den Weg „nach oben“ finden und dabei ganz auf Gott vertrauen. 40 Tage
nach dem Tod eines Menschen gibt es in der islamischen Welt eine kleine Feier.
Man isst zusammen, betet, es wird aus dem Koran rezitiert und man erinnert sich
der schönen Zeit, die man zusammen verleben durfte. Kinder haben im Allgemeinen
die Aufgabe, nach den Pflichtgebeten Bittgebete für verstorbene Verwandte zu
sprechen und Gott um Verzeihung, Frieden und Barmherzigkeit zu bitten.
Die Dinge des Sterbens und des Todes sind bitter. Aber immer wieder heißt es in
unseren Schriften, dass die Verstorbenen nicht tot sind, wir können sie nur
nicht sehen. Hier setzt die islamische Volksfrömmigkeit ein. Verstorbene, die
bereits zu Lebzeiten über besondere Segenskraft verfügten, werden angesprochen,
dass sie ihre Segenskraft (Barakah) auch noch weiter auf Erden wirken lassen
mögen, Bittgebete werden an sie gerichtet. Als größter Vermittler zwischen dem
Reich des Unsichtbaren und des Sichtbaren, zwischen den Lebenden und den Toten
gilt allerdings der Prophet Muhammad, der Sultan der Heiligen, wie es heißt. An
ihn werden besondere Segensformeln gerichtet, seine Segenskraft gilt allgemein
als erwiesen.
Als Beweis gilt hier unter anderem die in der islamischen Welt berühmte
Dichtung auf den Propheten Muhammad – auf dem der Friede sei – die sogenannte
Burda von Sharaf al-Din Busiri. Es handelt sich hier um den Umhang oder Mantel
des Propheten. Diesen Mantel verwendete der Prophet Muhammad, um einen Mann
vollständig von seiner einseitigen Lähmung zu heilen, als dieser schlief und er
ihm im Traum mit seinem Mantel über die kranke Seite strich.
© Taufiq Mempel, Deutsche Muslimliga, Bonn/Berlin
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