Dradio: Islamische Gemeinschaften, Sendung zum 08. März 2009, Aufnahme 04. März
2009
Autor und Sprecher: Taufiq N. Mempel
As-Salamu aleikum wa Rahmatullahi wa Barakatuhu Der Friede sei mit Ihnen, der
Segen und die Barmherzigkeit Gottes
Eine Konferenz in Berlin beschäftigt sich in diesen Tagen mit dem Thema "Eine
neue Erde". Warum eine neue Erde? Brauchen wir eine neue Erde, um auf der Erde
zu leben? Vielen Menschen erscheint in diesen Tagen - und wohl schon seit
längerer Zeit - das Ende aller Dinge so nah wie nie.
Immobilienkrise, Aktienkrise, Zusammenbruch der Hypothekengeschäfte, der
Autoindustrie – die Aufzählung mag kein Ende nehmen. Und tatsächlich gibt es
religiöse Menschen, denen es eine wichtige Angelegenheit ist, ständig über
dieses Thema zu reden.
Darum fragte ich eines Tages einen bekannten spirituellen Lehrer: „Warum
sprichst Du zu uns eigentliche nie über das Ende der Zeit?“ Der Schech
antwortete wie nebenbei: „O, es gibt doch so viele Dinge, die noch zu erledigen
sind, mein Sohn, da bleibt doch gar keine Zeit, ständig über das Ende zu
spekulieren.“ Außerdem sagt der Koran, dass sich die Gläubigen - also nicht nur
die Muslime – nicht gegenseitig Angst machen sollen. Die Gläubigen soll weder
Kummer befallen, noch sollen sie traurig sein, heißt es. Und wie der Prophet -
befragt nach dem Ende sagte: „Der Bauer wird weiter auf dem Felde arbeiten, die
Mutter wird weiter ihr Kind stillen, der Betende wird weiter sein Gebet
verrichten.“
Und doch sagt der Koran an anderer Stelle, es werde eine neue Erde geben und es
werde eine neue Menschheit geben. Hier kann man eindeutig Parallelen zum
Erscheinen des rechtgeleiteten Erlösers erkennen, des Mahdi, wie er im Islam
heißt oder zum Messias im Judentum oder auch zum Kalki im Hinduismus.
Übereinstimmend soll er auf einem mystischen weißen Pferd geritten kommen und
einen neuen Zeitzyklus einleiten.
Der Mensch nimmt nach islamischer Auffassung einen sehr hohen Rang in der
Schöpfung ein. Alles steht ihm zur Verfügung, Gott selbst hieß selbst die Engel
sich vor Adam zu verneigen. In dieser Verantwortung stehend sollte der Muslim
sich dahingehend entwickeln, sich Gott zu nähern und wenn er sich nähert, kommt
ihm Gott zu Hilfe. Gott wird sein Gehör, mit dem er hört, Er wird seine Augen,
mit denen er sieht. Und selbst, wenn er Gott nicht sehen kann, sollte er oder
sie so gut handeln wie möglich, da er oder sie ja weiß, dass Gott ihn sieht.
Also sollen wir stets Gott vor Augen haben und nicht das Ende.
© Taufiq Mempel, Deutsche Muslimliga, Bonn/Berlin
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