Aus der Reihe von Radioansprachen von Taufiq A. Mempel im DeutschlandRadio
Berlin
Deutschland-Radio Berlin, Sendung vom 19.09.2006
As-Salamu aleikum wa Rahmatullahi wa Barakatuh
Der Friede sei mit Ihnen, der Segen und die Barmherzigkeit Gottes
Es waren schöne Bilder, die wir mit dem jetzigen Papst Benedikt XVI gesehen
haben. Wie er vor seiner Gemeinde predigte und diese Gemeinde dieses geistigen
Oberhauptes bedarf.
Und nicht nur Christen sprach er aus dem Herzen, wenn er sagte, dass die Sache
mit dem Menschen, mit der Schöpfung und der Stellung des Menschen in dieser
Schöpfung nicht aufgeht – ohne Gott.
Mir als Muslim fiel auch auf, dass er offensichtlich unter einem abrahamischen
Beduinenzelt predigte, das ihn vor der starken Sonneneinstrahlung schützen
sollte.
Die Funktion des Pontifex Maximus – des obersten Brückenbauers - geht auf die
Platonische Parabel von der Höhle zurück.
Menschen sitzen in einer Reihe in einer finsteren Höhle. Sie sind festgebunden
und können nur geradeaus sehen. Hinter ihnen gibt es ein Feuer und davor
Puppen, von denen sie an der Wand gegenüber nur Schatten wahrnehmen können.
Das ist die Welt!. Davon sind die meisten Höhlenbewohner überzeugt. Doch einer
schenkt dem keinen Glauben, kann sich von den Fesseln befreien, verlässt die
Höhle und gelangt in die Freiheit und erfährt schließlich, was Licht ist. Da er
verantwortlich handelt, kehrt er in die Höhle zurück und möchte seinen
Gefährten bei ihrer Befreiung behilflich sein. Manche glauben und folgen,
andere leugnen und folgen nicht.
Die Funktion des obersten Brückenbauers hatte und hat im Islam der
Religionsstifter – der Gesandte Gottes inne, der Prophet Muhammad, der Friede
sei mit ihm – und vor ihm Propheten und Prophetinnen und nach ihm Gottesfreunde
und Heilige, Männer und Frauen. Mit der Hilfe Gottes, der Propheten und der
Gemeinde ist es ihnen gelungen, sich von den Trugbildern dies er Welt zu
befreien und des Antlitz Gottes gegenwärtig zu werden. Hier liegt einer der
aktuellen Betätigungsfelder islamischer Spiritualität. Und das schon seit
andalusischen Zeiten.
Wie der Koran sagt, fragte Gott die Gesamtheit aller Seelen: Bin ich nicht euer
Herr? Und sie alle antworteten: Ja, Du bist unser Herr.
Da wir alle aus dem Licht kommen, möchten wir – unabhängig von Religion - auch
wieder ins Licht zurückkehren oder auch schon hier in Seinem Lichte wandeln.
Das ist vernünftig.
Gott ist schön, Gott ist Schönheit. Das hat uns der Prophet Muhammad immer
wieder gesagt. Darum führen wir, denen uns der interreligiöse Dialog auch über
das abrahamische Zelt hinaus am Herzen liegt, den Dialog entsprechend dem
koranischen Gebot: Und streitet nicht mit dem Volke der Schrift, es sei denn
auf beste Art und Weise. (29;46)
Und daran halten wir uns.
Taufiq Mempel
Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V./ Berlin
(Deutschland-Radio Berlin, Sendung vom 19.09.2006)
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