Friedensgebet im Franziskanerkloster, Berlin-Pankow am 26. Oktober 2006
						
						Beitrag von Taufiq Mempel, im Vorstand der DMLBonn
						
						
							As-Salamu aleikum wa Rahmatullahi wa Barakatuh 
							 
							Der Friede sei mit Ihnen, der Segen und die Barmherzigkeit Gottes 
							 
							Im Mai des Jahres 1998 weilten wir von der Christlich-Islamischen Gesellschaft 
							und von der Muslim-Liga Bonn zu einem Besuch im Vatikan, in Rom. 
							 
							Die christlichen Freunde zeigten uns den Vatikan von der Innenperspektive. Wir 
							besuchten unter anderem den Rat für interreligiöse Angelegenheiten, die 
							päpstliche Orientbibliothek, die im 16. Jahrhundert von dem Andalusier Muhammad 
							Ibn al-Wazzan mitgegründet wurde, die Ordenshäuser der Dominikaner, der 
							Spiritaner und der Franziskaner. Weiter führte uns unsere Reise nach Assisi, 
							der Stadt des Franz von Assisi. Im dortigen Museum sah ich seine Mönchskutte 
							oder man könnte auch sagen, sein Flickenkleid, das in dieser Art bis in unsere 
							Tage im Sudan und Ägypten den Sufis genäht wird.
							 
							 
							-- Das waren Eindrücke aus der Welt von vor dem September 2001. Inzwischen hat 
							sich viel verändert. Hunderttausende Muslime sind dem so genannten „Krieg gegen 
							den Terror“ unschuldig zum Opfer gefallen, die territoriale Dreiteilung des 
							Irak scheint unmittelbar bevorzustehen. Und auch Deutschland beteiligt sich an 
							dem großen Abenteuer der globalen Rohstoffsicherung. Aber im einst reichen 
							Deutschland ist der Friede, der soziale Friede bedroht. Alles ist ins Wanken 
							geraten. Was einst fest gegründet war, zerrinnt den Verantwortlichen zwischen 
							den Händen. Wie irrational, die sozialen Errungenschaften der Nachkriegszeit 
							aufzugeben. Armut bedroht die Demokratie, soziale Ungerechtigkeit und geistige 
							Verwahrlosung unterhöhlen den inneren Frieden.
							 
							 
							Hätte ich als Student an der Karl-Marx-Universität je gedacht, dass der 
							Flughafen Leipzig zum europäischen Drehkreuz für weltweite Militärtransporte 
							werden würde??? Der Prophet Muhammad – der Friede sei mit ihm - konnte seine 
							friedensstiftende Mission zu seiner Zeit antreten, als er innerlich geklärt 
							nach langen und einsamen Klausuren die Berge von Hira in der Umgebung von Mekka 
							verließ und zu den Menschen sprach, die die geistige Orientierung verloren 
							hatten und vom rechten Wege abgewichen waren... Der Prophet hat sich also aktiv 
							in die religiösen und politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit eingemischt. 
							 
							Dieser Rückzug ist für uns Muslime in jedem Jahr der Monat Ramadhan, in dem wir 
							den Frieden in uns suchen und wieder nach außen gehen können und versuchen, 
							Frieden zu stiften. Der Erfolg liegt allein bei Allah. 
							 
							Und ich frage bei den Konferenzen und Tagungen nicht mehr den anderen „woran 
							glaubst du, Bruder, woran glaubst Du, Schwester?“ Ich frage jetzt: „Was können 
							wir gemeinsam tun als vernünftige und rational denken Menschen?“ Ist nicht 
							friedlicher Protest ein Teil unserer Kultur? 
							 
							Gerechtigkeit und Frieden sind zwei große Themen im Koran, die er ausführlich 
							behandelt. Er bringt Gerechtigkeit für die Waisen, für die Erben, für die 
							Kinder, die Eltern, Recht für die Frauen, Befreiung für die körperlich und 
							geistig versklavten. 
							 
							Ja, der Prophet überhäufte diejenigen heidnischen mekkanischen Würdenträger 
							nach seinem Einzug in Mekka noch mit Geschenken, so dass selbst seine engsten 
							Gefährten sich fragten, wieso. Immer als Mittel zum Zweck, um Frieden in ihren 
							Herzen und damit in der Gesellschaft zu stiften. Der Prophet wusste genau, dass 
							die Herzen besonders derjenigen verhärtet sind, die Ungerechtigkeit und 
							Verletzung erfahren haben, bzw. an den Dingen dieser Welt hängen. Darauf zielte 
							seine ausgleichende Arbeit, denn der Islam, als ein Weg zum Frieden, ist der 
							Weg zur Mitte und nicht in die Extreme. 
							 
							Ya Allah, Du bist der Friede und von Dir ist der Friede und zu Dir kehrt der 
							Friede zurück. Gepriesen sei Dein Name der Herrlichkeit und Ehre. 
							 
							Wir sind Euch näher als eure eigene Halsschlagader, heißt es im Koran, das 
							Reich Gottes ist allein in euch! Ist der Sieg Gottes nicht nah? 
							 
							Subhana Rabbika Rabb al-Izzati 'amma yasifun wa-l-Hamdu lillahi Rabb al-Alamin. 
							 
						 
						
						  
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