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Veranstaltungsberichte zum Thema "Interreligiöse Aktivitäten und die Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V."

Almati
Ein Reisebericht aus Kasachstan

von Taufiq Mempel

Die Stadt brummt, die Stadt dröhnt, die Stadt rollt. Junge Menschen auf Straßen und Plätzen. Und ob die Welt rund, eckig oder flach ist, interessiert hier niemanden. Denn die Welt - sie ist ein Basar! Auf jedem freien Quadratmeter - besonders im Viertel um den Gemüsemarkt herum - wird gekauft, gefeilscht und verkauft, dass es die reine Freude ist. So findet man denn auch alles. Von der goldenen Gebetskette (!) bis zum neuesten hochrädrigen Toyota, für den die schlechten Straßenverhältnisse im Lande keine Schwierigkeit darstellen.

Geschaefszentrum Almati 2008 Der jungen Gesellschaft hier ist eine Dynamik inne, die einem Besucher aus einem Niedriggeburtenland fremd geworden ist. Es ist die Jugend, die den Aufschwung trägt und die die Kaufkraft und den Optimismus besitzt, nach vorn zu schauen. Wenn man den Durchschnittskasachen nach Religion oder Islam befragt, erhält man mitunter recht distanzierte Meldungen. Immer wieder das Argument: "Ich bete nicht, bin nicht so radikal oder extremistisch".
Auf die Frage, ob denn Prophet Muhammad "radikal" gewesen sei, da er regelmäßig sein Gebet verrichtete, erhalte ich ein nachdenkliches und überlegendes Schweigen als Antwort.

Muslimas mit Kopftuch sind in Almati eher die Ausnahme. 23 Moscheen stehen in der Stadt. Die große Stadtmoschee wurde von 1991 bis 1997 gebaut und ist dem Besucher eine Augenweide. Sie bietet 800 Betenden Platz. Besonders der für islamische Hochzeiten eingerichtete Raum neben dem Gebetsraum ist sehenswert und verrät den praktischen Sinn der Verantwortlichen dort.
Hochzeitsraum in der grossen Stadtmoschee Almati 2008 Katholische Grotte Almati 2008
Unsere nächste Station auf der stadtauswärts führenden Raimek Straße führt uns zu einem islamischen Denkmal, wie uns unser Stadtführer sagte. Aber schon der demütige Gang unseres kasachischen Fahrers und seine Waschung am Brunnen macht deutlich, dass hier mehr zu finden sein muss. Wir befinden uns hier am Maqam des kasachischen Volkshelden Schech Raimbek Batir. Weiße Tücher hängen an der eisernen Tür seines Grabes und der Thronvers, abgebildet in arabisch und kasachisch, wird von jedem rezitiert, der das Grab besucht. Dabei legt man die rechte Hand rechts neben den arabischen Text. Gutverdienende haben Grabsteine aufgestellt, mit Segenswünschen auf den Schech in Arabisch, die mit dem uns bekannten qaddasa Allahu Sirrah enden. (Möge Allah sein Geheimnis heiligen).

Der Vorsteher des Maqams sagte, dass Raimbek Batir (der Krieger Raimbek) zu den Auliya Allahs (Gottesfreunden) gehöre, konnte aber keine Angaben zu einem geistigen Orden (Tariqah) machen. Beim Gehen wird die 112. Sure laut rezitiert. Wir sehen noch, wie Dutzende weißgekleidete Pilger das Maqam ansteuern. Sie sind mit Bussen aus dem fernen Turkmenistan angereist.
Reinbek Batir Almati 2008 Rabbi Kohen und Taufiq Mempel Almati 2008
Jetzt wollen wir die Synagoge von Almati besuchen. Unser Begleiter kennt den Ort genau, wird aber nervös, da er nicht weiß, wie die Wache am Eingang des Geländes auf unseren Besuch reagieren wird. "So welche wie Euch habe ich auch noch nicht kennengelernt, man lernt halt immer was Neues dazu", sagte er. Ein Anruf - und wir stehen vor dem Rabbi Kohen, Rabbiner der orthodoxen jüdischen Gemeinde von Almati.

Ich sehe, dass im unteren Raum Frauen die Thora lesen und eine Lehrerin, vielleicht eine Rabbinerin, den Text erläutert. Eine besondere Stimmung, eine Mischung aus Ruhe und Konzentration, ist von den Lesenden zu vernehmen. Der Rabbi interessiert sich für unsere interreligiösen Aktivitäten in Deutschland. Ich berichte ihm von URI und Muslim-Liga und dass der Islam in Deutschland keine anerkannte Religion ist. Rabbi Kohen lobt ausdrücklich die aller drei Jahre stattfindende interreligiöse Konferenz, die unter der Schirmherrschaft des kasachischen Präsidenten Naserbajew steht. Er sagte, dass Deklarationen verabschiedet werden, die auch die Saudis unterschreiben würden, die jeden Terror verurteilen und die Unterschiedlichkeit der Religionen anerkennen.

Ich sehe mich im Büro des Rabbiners um, sehe, wie die Gebetsriemen neben dem Laptop liegen, wie sich Menschen auf das Gebet vorbereiten, und mir wird wieder klar, dass es keine Trennung zwischen Religion und Leben geben kann. Eines ist mit dem anderen untrennbar verbunden. Seht Euch das Büro eines Rabbiners an, und schon werdet Ihr die Muslime und ihre Forderungen und Interessen besser verstehen...

21. August 2007

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Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V. - 1428 / 2007