Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V Home/Startseite: DMLBonn
EMail
Informationen Archiv Links
Stellungnahmen Termine Spenden

Startseite/Home der DMLBonn e.V.
DMLBonn - Termine
Aktivitaeten der DMLBonn in der Vergangenheit



"Staendige Konferenz von Juden, Christen und Muslimen in Europa (JCM)" wird mit der Hermann-Maas-Medaille geehrt


Pressemitteilung der Deutschen Muslim-Liga Bonn

Gengenbach/Bonn, 26. Januar 2003 / Die "Staendige Konferenz von Juden, Christen und Muslimen in Europa (JCM)" erhielt am 26. Januar 2003 in Gengenbach die Hermann-Maas-Medaille. Diese Auszeichnung wird Menschen und Institutionen verliehen, die sich kontinuierlich und seit langem um Dialog und Vertrauensbildung verdient gemacht haben.

Die Deutsche Muslim-Liga Bonn (DMLBonn) freut sich, dass ihr als muslimischer Traegerorganisation der Konferenz, gemeinsam mit den beiden anderen Traegerorganisationen, diese Ehre zuteil wurde. Auf juedischer Seite wird die Konferenz vom Leo-Baeck-College (LBC), London, und auf christlicher Seite vom Hedwig-Dransfeld-Haus (HDH), Bendorf, getragen.

Zu den JCM-Tagungen versammeln sich jedes Fruehjahr - seit nunmehr 30 Jahren ohne Unterbrechung - jeweils etwa 100 Menschen in Bendorf. Die TeilnehmerInnen sind ungefaehr zu einem Drittel Juden, Christen und Muslime - Frauen und Maenner aller Altersstufen. Im Herbst wird eine vergleichbare Tagung jeweils nur fuer Frauen durchgefuehrt.

Die Verleihung der Hermann-Maas-Medaille fand am Sonntagmorgen, 26. Januar 2003, mit einem Festakt in Gengenbach statt. Als VertreterInnen der JCM-Konferenz waren Rabbiner Prof. Dr. Jonathan Magonet, LBC, Frau Ute Stamm, Bildungsreferentin im HDH, und Chadigah M. Kissel, Paedagogin und Vorstandsmitglied der DMLBonn, zugegen.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Josef Kuschel, Professor fuer Theologie und interreligioesen Dialog an der Katholisch-Theologischen Fakultaet der Universitaet Tuebingen.

Chadigah M. Kissel, muslimische Teamleiterin und Vertreterin fuer die JCM-Konferenz: "Diese Anerkennung gibt uns Kraft, weiterhin dem Dialogauftrag des Qur'an Folge zu leisten, in dem wir aufgefordert werden, einander kennen zu lernen und im Guten miteinander zu wetteifern, bis wir alle zu IHM zurueckgekehrt sein werden. (Qur'an 5:48)"

Die Feierlichkeiten hatten bereits am Samstagabend mit einer offenen Podiumsdiskussion begonnen und wurden am Sonntag mit dem Festgottesdienst, dem Festakt mit Preisverleihung, einem Streichquartett-Konzert sowie den Dankadressen der drei JCM-VertreterInnen fortgesetzt.

"Die Menschen von Gengenbach sind uns mit grosser Herzlichkeit, mit Interesse und Respekt begegnet.", so Chadigah Kissel. "Sie haben uns mit dem Festakt, an dem auch Vertreter aus dem Kirchenkreis Offenburg, der Politik und der muslimischen Gemeinde Gengenbach teilnahmen, ein beglueckendes und bewegendes Erlebnis bereitet." Und weiter: "Ich hoffe und bitte Allah darum, dass unsere Arbeit ein Schritt auf dem Weg zum Frieden zwischen uns Menschen ist."

Die JCM-Konferenz wurde erstmalig im Jahre 1972 durchgefuehrt. - Die TeilnehmerInnen kommen aus Deutschland, England, Palaestina, Israel, USA und vielen anderen Laendern. Die Arbeitsformen der Tagung, die jeweils von Montag bis Montag laeuft, umfassen Vortraege, Meditationen, interreligioese Gespraechsgruppen, kreative Gruppen (wie Tanz, Kalligraphie, Arbeit mit Steinen), Text-Studien und intra-religioese Zusammenkuenfte. Zu den authentischen Gottesdiensten der drei Religionen laden sich die TeilnehmerInnen gegenseitig ein. Die DMLBonn ist seit 17 Jahren offiziell der muslimische Traeger der JCM-Konferenz.

Eine vollstaendige Liste aller bisherigen Tagungen und weitere Hinweise finden Sie im Internet unter: http://members.aol.com/dmlbonn/selbst/aktivver.html. - Die vollstaendige Dokumentation zur Preisverleihung wird vom Pfarrer Christian Hohmann, HDH, zusammengestellt und im Rahmen einer Publikationsreihe des Hedwig-Dransfeld-Hauses veroeffentlicht.

Die beiden naechsten JCM-Fruehjahrs-Tagungen im Hedwig-Dransfeld-Haus werden stattfinden: vom 24. - 31. Maerz 2003 sowie vom 15. - 22. Maerz 2004. Die naechste JCM-Frauenkonferenz ist fuer den 27. - 30. November 2003 geplant.

Dankadresse von Chadigah M. Kissel, Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V., am 26. Januar 2003 in Gengenbach anlaesslich der Verleihung der Hermann-Maas-Medaille an die "Staendige Konferenz von Juden, Christen und Muslimen in Europa (JCM)"

As-salamu aleikum wa rahmatullahi wa barakatuhu.
Der Friede und der Segen Gottes, Seine Gnade und Barmherzigkeit, sei mit Ihnen, seit mit uns allen.

Chadigah M. Kissel Ganz bewusst stehe ich an dieser Stelle - zwischen den Fotos der beiden grossen Frauen des Hedwig-Dransfeld-Hauses, ueber die Ute Stamm soeben ausfuehrlich gesprochen hat: Hedwig Dransfeld und Anneliese Debray. Denn ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich mich zu einer selbstbewussten Frau entwickeln durfte - zu einem Menschen, der mit Freude und Stolz Frau ist: sie haben den Ort und den Rahmen gegeben, naemlich das Hedwig-Dransfeld-Haus und die JCM-Konferenz. Dafuer allen Frauen und Maennern grossen Dank.

Ich habe die freudige Aufgabe, die muslimische Seite vertretend, Herrn Prof. Dr. Kuschel Dank zu sagen fuer seine Laudatio.

Bevor ich dies tue, moechte ich vier Menschen hier meinen Dank aussprechen: den vier Musikern der heutigen Feststunde: Frau Kimura und den Herren Steinhausen, Eisenbeiss und Eckert. Mit Ihrer Musik sind Sie fuer mich - und ich glaube, so erleben es viele der Zuhoererinnen und Zuhoerer hier - weit mehr als ein schmueckendes Beiwerk! Fuer mich ist Ihre Musik ebenfalls eine tiefanruehrende "Laudatio" - aehnlich der gesprochenen von Herrn Prof. Dr. Kuschel. Herzlichen Dank!

Im Namen der Deutschen Muslim-Liga Bonn e.V. moechte ich nun Ihnen, Herr Pfarrer Schmidt, und Ihnen, der Evangelischen Kirchengemeinde Gengenbach, von ganzem Herzen Dank sagen fuer die Auszeichnung unserer 30-jaehrigen interreligioesen Arbeit durch die Hermann-Maas-Medaille.

Ihre Worte der Laudatio, Herr Prof. Kuschel, haben mich sehr angeruehrt und beglueckt. Sie haben uns mit einer solchen Klarheit und Lebendigkeit, ja Warmherzigkeit, das facettenreiche Bild des juedisch-christlich-islamischen Dialogs und seiner Hintergruende vor Augen gefuehrt, dass selbst ich, die ich lieber tanze und singe und male, mit voller Konzentration Ihren Ausfuehrungen von Anfang bis Ende lauschen konnte!

Wie gut, dass Sie den geschichtlich-kulturellen Bogen auch bis nach Andalusien und Sizilien geschlagen haben. Eine kleine, aber wichtige Luecke moechte ich schliessen:

Der Islam ist nicht erst, wie Sie es dargestellt haben, vor 30, 40 Jahren als etwas Fremdes durch die auslaendischen Gast-Arbeiter zu uns nach Deutschland gekommen. Der Islam ist seit ueber 270 Jahren in Deutschland beheimatet, was allerdings hierzulande kaum bzw. gar nicht bekannt ist. Mir ist es wichtig, diese meine Wurzeln zu erwaehnen.

Wie Sie, Herr Pfarrer Schmidt, und Sie, Herr Prof. Kuschel, betonen, sind wir anwesenden Preistraeger stellvertretend fuer die vielen anderen Menschen, die diese JCM-Konferenz gegruendet, geleitet, begleitet haben - auf deren "Schultern" wir stehen. Nur aufgrund ihrer Visionen und ihres Einsatzes konnten und koennen wir all dies tun.

So moechte ich, da ich fuer die muslimische Seite spreche, denjenigen Muslimen danken, die Mitbegruender waren: Baron Omar von Ehrenfels. Smail Balic, ein ganz liebenswuerdiger Mensch aus Bosnien, der in Oesterreich lebte und den ich Gott sei Dank kennen und schaetzen lernen durfte. Leider hat er im vergangenen Jahr diese Welt verlassen und ist dorthin zurueckgekehrt, wohin wir alle einmal gerufen werden, wie wir glauben.

Ein weiterer wichtiger Mensch fuer die "Uranfaenge von JCM", wie Jonathan Magonet immer wieder erzaehlt, war Schech Salah Eid, damals ein Heidelberger Student aus Aegypten. Ihn habe ich leider nicht mehr persoenlich kennen lernen duerfen, da er, als ich 1981 zu seinem mystischen Sufi-Orden stiess, gerade im Sterben lag.

Ein wichtiger und mutiger Mann in dieser Reihe, dem ich danken moechte, ist mein Ehemann, Schech Bashir Ahmad Dultz. Aus Nordafrika kommend, wo er schon den interreligioesen Dialog gepflegt hatte, folgte er der Bitte von Ute Stamm, Jonathan Magonet und dem damaligen JCM-Team, bei der Konferenz mitzuarbeiten, was fuer einen Muslim ein grosses Risiko bedeuten kann, ja, ein Lebens-Risiko, was fuer Sie im Angesicht der derzeitigen hoch brisanten politischen Spannungen moeglicherweise nachvollziehbar ist.

Bashir und die Deutsche Muslim-Liga Bonn folgte und folgt damit dem qur'anischen Auftrag, einander kennen zu lernen und im Guten miteinander zu wetteifern, bis wir alle, am Ende aller Tage, zu Ihm zurueckkehren werden (siehe Qur'an Sure 5, Vers 47). Von Schech Bashir ueberbringe ich Ihnen alle ganz herzliche Gruesse.

Abschliessend moechte ich das tun, womit ich eigentlich beginnen wollte: Gott, unserem Schoepfer, Dank zu sagen fuer Seine Fuehrung und Seine Kraft, Seinen Segen. Denn nur mit Seiner Hilfe koennen und duerfen wir das tun, was wir als unseren Auftrag empfinden.

So bitte ich auch Sie alle um Ihr Gebet fuer unsere Arbeit im Dialog. Danke.

Chadigah M. Kissel



Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V. - 1423 / 2003